Page 18 - Studio International - June 1965
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In  diesem  heft



                               German translation by Ilse Schrier
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       seite  234              Pol  Bury                                         tures vivantes. mobiles. images· zu sehen. Burys erste Einzelaus­
                                                                                 stellung  in den Vereinigten Staaten  fand in der  Lefebre Galerie.
                                                                                 New York, statt.  Sie wurde am 12.  Oktober  1964 eroffnet. und
                               Pol  Bury  gab  im  Jahre  1945  den  Surrealismus  auf  (nachdem   jede einzige der mehr als 20 Konstruktionen war bereits vor oder
                               Bilder von ihm auf der lnternationalen Surrealistischen Ausstellung   am Tage der Vorschau verkauft.
                               von  Paris im gleichen Jahre gezeigt wurden). wandte sich 1947   Burys Werk geht uber das Gebiet der 'kinetischen' Skulptur im
                               von  der  figurativen  Malerei  ab.  und  machte  1963  Schluss  mit   ublichen  Sinne  hinaus.  Seine  'Bildhauerei'  ist  wesentlich  die
                               abstrakter Malerei. Staffelei und Pinsel. Seine ersten Versuche in   Kunst  unserer  Zeit,  Symbol  unseres  sehnsuchtigen  Wunsches
                               mobilen  Konstruktionen  fuhrten  im  Winter  1953  zu  einer   nach Kontakt mit anderen Welten.
                               Ausstellung in  der  Galerie Apollo  in  Brussel.   Als  Lord  Kelvin  die 'kinetische Theorie der Materie'  aufstellte.
                                In London waren seine Arbeiten zum ersten Mai im Jahre 1964   berief er sich auf Lucretius' clinamen. In Burys Augen ist dies der
                               in der von der Redfern Galerie organisierten Ausstellung 'Struc-  Kern des Schop!fungsprinzips.




       seite  240              Jan  Lebenstein                                   schen  Aufstieg  zum  Ruhm  ausschliesslich  seinem  eigenen
                                                                                 kunstlerischen  Konnen.
                                                                                   Er wurde  1930  in  Brest-Litovsk geboren.  Er absolvierte einen
                               In  jedem  Zeitalter,  wie  stark  es  auch  Doktrinen  und  Massen­  traditionellen  Kurs  an  der  Kunstschule  in  Warschau.  Zwei
                               bewegungen unterworfen  sein  mag,  gibt  es  unabhangige freie   Erlebnisse  waren  von  tiefer  Bedeutung  in  seiner  geistigen
                               Kunstler-einsame Gestalten. die ausserhalb aller konventioneller   Entwicklung:  seine  Entdeckung der sumerischen Skulpturen im
                               Klassifizierung stehen und dasjenige, was ihre Zeit am intensivsten   Louvre.  und  der  uberwiiltigende  Eindruck  Rembrandts.  dessen
                               beschaftigt.  individuell  zum  Ausdruck  bringen.  Ein  solcher   Bilder er im Jahre 1956 in  Holland sah.
                               Einzelganger ist Jan Lebenstein. eine unerwartete Erscheinung in   Lebensteins Werk  ist nicht auf aesthetischen Theorien  aufge­
                               seinem  Heimatland  Polen.  und  das  zu  einer  Zeit.  da  man  im   baut. Vielmehr wendet er eine Methode poetischer Gestaltung an.
                               Westen  test  davon  uberzeugt  war.  dass  von  den  Landern  des   Seit einiger Zeit befasst er sich mit achsenformigen. zerstGckelten
                               Ostblocks in  kunstlerischer  Hinsicht  nichts  zu  erwarten  �ei.  So   Tieren  ahnlichen  Figuren.  In  den  allerletzten  Arbeiten  strebt  er
                               waren die Arbeiten. die Lebenstein in der polnischen Sektion der   einen  mehr  figurativen  Stil  an.  der  jedoch  im Wesentlichen  die
                               First Young Artists'  Biennale  1959 in  Paris ausstellte.  eine vollig   gleiche  Art  von  phantastischen.  in  Unbeweglichkeit  erstarrten
                               uberraschende Offenbarung. Lebenstein verdankt seinen meteori-  Tierformen  zeigt.
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       seite  246              Oscar  Rabin                                      nahm aber gleichzeitig auch Zeichenstunden. Eines seiner ersten
                                                                                 Bilder. das ihm ein Gefuhl des Erfolgs gab. zeigt dunkle Hauser.
                                                                                 deren  Fenster im Mondlicht leuchten. Rabin liebt dieses Thema
                                                                                 immer  noch.
                                                                                   Seine Mutter starb als er 14 Jahre alt war. doch erfreute er sich
                                                                                 zu der Zeit der Freundschaft des alten KGnstlers und Kunstlehrers
                                                                                 Yevgeni  Kropivnitsky.
                                                                                   Nach  Kriegsende verbrachte er  3 Jahre an der  Kunstakademie
                                                                                 in Riga. Rabins Ruckkehr nach Moskau war unerwartet; mitten im
                                                                                 akademischen  Jahr  ging  er  zu  dem  Direktor  des  Surikov
                               Oscar  Rabin  ist  37.  Er  betrachtet  sich  als  Realisten.  wail  seine   Kunstinstituts.  Sergei  Gerasimov.  und  bewarb  sich  um  einen
                               Bilder  Scenen  aus  der  ihn  umgebenden  Welt  darstellen.  Doch   Platz. Er wurde angenommen. verliess aber nach einem Jahr das
                               was er sieht ist vollig individuell. und die Art wie er das Gesehene   lnstitut. Er wurde Vorarbeiter. arbeitete wiihrend acht Jahren bei
                               malt. ist ganz seine eigene. Als er 5 Jahre alt war starb sein Vater.   der Eisenbahn. und in seiner Freizeit malte er.
                               und als er 11 Jahre alt war. bestand seine Mutter darauf. dass er   Seine Bilder sind heute in vielen Moskauer Hausern zu finden.
                               eine Musikschule besuche. Er hatte 3 Jahre lang Violinunterricht.   Sie sind mehr auf Reisen gewesen als der  Kunstler selbst.




       seite  250              Chillida                                          vor  allem  durch  das  K\Jnsthandwerk  seiner  Heimat.  schwere
                                                                                 geschmiedete  Forman  und  die dem  nordlichen  Spanien  eigene
                                                                                 stilistische Behandlung. wie sie auch bei Gonzalez zu finden ist.
                                                                                   In  seiner Studienzeit  gestaltete  er Stein  zu  wuchtigen. etwas
                                                                                 primitiven Figuren, die in seiner spiiteren Entwicklung geometri­
                                                                                 schen Forman weichen. Jetzt arbeitet Chillida in Holz und Eisen.
                                                                                 Das  barocke  Element  seiner  fruheren  Werke  ist  fast  ganz  ver­
                                                                                 schwunden. obwohl in  seiner Reihe 'Modulations d'Espace' die
                               S'eit  dem  Tod  von  Julio  Gonzalez  ist  Eduardo  Chillida  der   schweren.  gebogenen  U-Formen  eines  gewissen  emotionellen
                               hervorragendste  lebende  spanische  Bildhauer  (mit  Ausnahme   Beiklangs  nicht  entbehren.  Chillida  steht  auf  dem  Standpunkt.
                               von Picasso naturlich). Gleich seinen bedeutenden Zeitgenossen   dass die Form als solche in seinen Arbeiten nicht das Wesentliche
                               Robert Jacobsen. David Smith, Robert Muller und dem Englander   ist.  lhn  interessiert  vor  allem  die  Beziehung  zwischen Zeit  und
                               Robert Adams. gehort er zu den Exponenten einer bildhauerischen   Raum.
                               Entwicklung.  die  ihre Wurzeln  im  Kubismus  und  im russischen   Die  Galleria  McRobert  &  Tunnard  wird  eine  Auswahl  seiner
                               Konstruktivismus  hat.                            bemerkenswerten  Zeichungen  und  Collagen  zeigen,  sowie
                                Ein Erbe dieser neuen Kunst des 20. Jahrhunderts. hat Chillida   Arbeiten der letzten Zeit darunter gemeisselte und mit schwarzem
                               sie mit eigenen  ldeen und  eigener Tradition bereichert, darunter   Blei  eingelegte  Marmorplatten.
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